Beginn

Bildquelle: Schweizer Filmwochenschau

Der Beginn des Kalten Krieges

Die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht, welche am 8. Mai 1945 in Kraft trat, markierte für die Bevölkerung der Schweiz das Kriegsende in Europa. Obwohl das Land von Kriegshandlungen verschont blieb, waren die Erfahrungen aus der Zeit des Krieges prägend für die Bevölkerung.

Die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit den Achsenmächten hatte zum Zeitpunkt des Kriegsendes bei den Siegermächten ein denkbar schlechtes Bild der Schweiz zur Folge. Um Rehabilitierung bemüht, wurden 1946 die diplomatischen Beziehungen mit der Sowjetunion wieder aufgenommen und der verbotenen Kommunistischen Partei der Schweiz (KPS) war bereits erlaubt worden, sich als Partei der Arbeit (PdA) neu zu formieren. Mit den USA wurde eine Zahlung von 260 Millionen Franken für das während des Krieges völkerrechtswidrig entgegengenommene Raubgold vereinbart.1

In Europa gewannen die Siegermächte des zweiten Weltkrieges unter anderem durch ihre militärische Präsenz ideologischen und machtpolitischen Einfluss auf die jeweiligen Gebiete der Stationierungen. Vor allem in den USA, welche ideologisch konträr zur sozialistischen Sowjetunion ausgerichtet waren, wurde die so entstehende Ausweitung der sowjetischen Einflusssphäre in Osteuropa als Gefahr eingestuft.

Nicht lange nach Ende des Zweiten Weltkrieges brach die "Anti-Hitler Koalition", bestehend aus den Westalliierten und der Sowjetunion, auseinander. 1947 verkündete der amerikanische Präsident Truman das später als Truman-Doktrin bezeichnete Vorhaben, den durch den Kommunismus bedrohten Völkern und Nationen Beistand zu leisten.2

Mit dem Abwurf der US-amerikanischen Atombomben auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki hatten die USA ihre waffentechnische Überlegenheit aufgezeigt. Josef Stalin schätzte die Politik hinter der Machtdemonstration als "Atombomben-Erpressung" ein. 1949 erfolgte die Zündung der ersten sowjetischen Nuklearwaffe. 3

Die beiden ideologisch konfliktären Grossmächte verfügten beide über Kernwaffen. Somit war die Grundvoraussetzung für die sogenannte „bipolare Weltordnung“ des Kalten Krieges gegeben.

  1. 1: Buomberger (2017)
  2. 2: Meier (2018)
  3. 3: Buomberger (2017)

Wie wurde der Abwurf der Atombomben über Hiroshima und Nagasaki in der Schweiz wahrgenommen?

Dr. phil. Jürg Stüssi-Lauterburg

Die US-amerikanische "containment policy", die Strategie zur Eindämmung des Kommunismus und das damit verbundene European Recovery Program (der sg. Marshallplan) hatten zur Folge, dass ihrerseits die Sowjetunion ihre Strategie der politischen und ökonomischen Anbindungen in Ostmitteleuropa verstärkte.1

Bereits im Übergang zum Kalten Krieg war die Schweiz ideologisch und wirtschaftlich klar Teil der westlichen Welt.2 Die Abneigung gegenüber dem Osten lässt sich in den ersten Jahren der Nachkriegszeit vermutlich auf die verbreitete ideologische Distanz zum sozialistischen Einparteienstaat, sowie auf Parallelen zwischen der totalitären Staatsform und der expansiven Politik der Sowjetunion und dem Nationalsozialismus zurückführen. Die Gefahr und Bedrohung, welche von letzterem ausging war im kollektiven Gedächtnis der sogenannten Aktivdienstgeneration nach Ende des zweiten Weltkrieges tief verankert.

Der Autor Peter Veleff hält in seinem Buch über die militärischen Pläne des Warschauer Paktes fest: "Die Neutralität der Schweiz war während des Kalten Krieges nie eine ideologische."3

  1. 1: Meier (2018)
  2. 2: Koller (2019), S.10
  3. 3: Veleff (2007)

Weshalb wurden die Sowjetunion und später der Warschauer Pakt in der Schweiz bereits relativ kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges als Bedrohung empfunden?

Dr. phil. Jürg Stüssi-Lauterburg

1948 wurden die Furcht vor dem sowjetischen Machtanspruch in Europa und der Antikommunistische Konsens durch den von der Sowjetunion initiierten Februarumsturz in der Tschechoslowakei, sowie durch die Blockade Westberlins, bestärkt.

Die Ereignisse des Jahres 1948 wurden als Beleg für eine konkrete Bedrohung Westeuropas durch den kommunistischen Osten aufgefasst.1

Wie sehr die Bedrohung aus dem Ostblock bei der Schweizer Bevölkerung auch emotional belastet war, zeigte sich 1956 und 1968. Nach dem Einmarsch sowjetischer Truppen in Ungarn (1956) und in der Tschechoslowakei (1968) kam es in der Schweiz zu Protesten und Kundgebungen. Die Schweiz nahm in jener Zeit eine grosse Zahl an Ostblockflüchtlingen auf.2 Insgesamt flohen in Folge der beiden Ereignisse in Osteuropa 12’000 ungarische und 13'000 tschechoslowakische Bürgerinnen und Bürger in die Schweiz. Gerade die Solidarität mit der ungarischen Bevölkerung 1956 war ausgesprochen gross, und erfasste die gesamte Bevölkerung. Nach den Protesten kam es zu diversen grossangelegten Sammelaktionen für Ungarn.3

  1. 1: Meier (2018)
  2. 2: Koller (2019), S.10
  3. 3: Buomberger (2017)

Welchen Einfluss hatte die Zeit des Aktivdienstes auf die Vorbereitungen der Schweiz während des Kalten Krieges?

Dr. phil. Jürg Stüssi-Lauterburg

Mit der Gründung der Nato 1949 und der Unterzeichnung des Warschauer Vertrages 1955, teilte sich die Welt in Form der beiden Militärbündnisse klar auf und die Fronten des Kalten Krieges, der die zweite Hälfte des 20.Jahrhunderts prägen sollte, waren abgesteckt.

Während des Kalten Krieges traf die Schweiz diverse Massnahmen zur Vorbereitung auf die Möglichkeit einer Eskalation des Konfliktes. Die Angst vor einem dritten Weltkrieg, einem totalen Krieg zog sich bis tief in die Gesellschaft. Die militärische sowie die zivile Landesverteidigung erlebten eine Hochzeit.

Als potentieller militärischer Gegner war dabei nur der Warschauer Pakt denkbar.1

  1. 1: Veleff (2007)